Willst Du Kinderstimmen unterrichten oder hast Du ein Kind, dass sehr gerne singt und unbedingt mehr lernen möchte? Dann solltest Du folgende Punkte beachten.
In der Kindheit bauen wir prägend eine Beziehung zu unserer Stimme auf.
Die meisten Kinder werden brav erzogen: „Sei still, sitz gerade, halt Dich zurück!“ In dem Moment wo man uns solche Befehle gibt, fangen wir an den Bezug zu unserer Stimme zu verlieren. Sie fühlen sich bis ins erwachsene Alter schuldig die Stimme zu erheben und empfinden es als unverschämt zu rufen, auch wenn es mal dringend nötig wäre:
Lasse Dein Kind gerne mal laut sein, muss ja nicht um Mitternacht sein. Kinderstimmen wollen sich austoben, auch mal falsche Töne probieren, experimentieren.
Ich gebe Dir ein Beispiel: Meiner langjährigen Schülerin hat man als Kind gesagt: „Sei still, Du kannst nicht singen!“ Ihr Unterbewusstsein hat gespeichert: „Eine Mutter muss ja Wiegenlieder singen. Also kann ich niemals Mutter werden.“ Als wir uns kennengelernt haben war sie schon 55 Jahre alt und hat niemals Kinder bekommen, obwohl sie aus biologischem Standpunkt aus konnte. Sie hatte eine krächzende Stimme und traf kein Ton. Heute singt sie Arien, ist in einem großen Chor und hat sogar bei Opernprojekten mitgewirkt.
Du siehst also: Der Umgang mit Kinderstimmen erfordert seitens der Eltern eine riesengroße Verantwortung! Du glaubst gar nicht, wie verletzlich Kinder diesbezüglich sein können.
Die größten Singblockaden entwickeln wir in der Schule. Kinder werden bloßgestellt, benotet, ausgelacht. Schulmusiker sind ja meistens keine ausgebildeten Sänger, werden diesbezüglich trotzdem als Autorität empfunden. Zum Glück gibt es immer mehr Lehrer, die sich zum Thema Stimmpädagogik und Umgang mit Kinderstimmen bilden und auch Gesangsunterricht nehmen.
Jetzt wirst Du vielleicht denken: Es gibt doch aber Kinder, die wirklich keine Töne treffen, warum sollte ich sie dafür loben?
Folgendes: Wenn Du zum Beispiel jubeln, so produzierst Du einen höheren Ton, nicht wahr? Der hohe Ton gehört also zu einer Stimmung! Wenn also eine negative Stimmung im Raum herrscht, so werden die „musikalischen“ Kinder den richtigen Ton quetschen und die „unmusikalischen“ Kinder den Ton einfach nicht treffen, weil der Körper ihn nicht für plausibel empfindet. Umgekehrt kann eine super tolle Atmosphäre herrschen, das Kind gerät in freudiger Ekstase und singt einfach viel zu hoch! Jetzt stellt sich die Frage: Was ist denn nun wirklich musikalisch?
Wie Du siehst, lässt es sich nicht so einfach beantworten. Jeder Mensch hat einen unterschiedlichen Zugang zu seiner Stimme und braucht unterschiedliche Wege sie zu entdecken. Vielleicht brauchen manche Kinderstimmen auch länger als andere: Na und?! Jedes Kind sollte Spaß am Singen haben!
Zunächst ist zu beachten: Kinder sollten immer intrinsisch motiviert Gesangsunterricht nehmen! Sie müssen es unbedingt freiwillig machen und ihren Gesangslehrer auch sehr gerne mögen. Was passiert sonst: Sie quetschen ihre Stimme ein und verlieren den Bezug zum Singen.
Erwachsene sind sich bewusst wie wertvoll eine Gesangsstunde ist, sie zahlen meistens selber und nehmen im Kauf Übungen zu machen, die auf dem ersten Blick ungewöhnlich erscheinen: Sie haben ihr großes Ziel vor Augen. Kinder hingegen wollen oft Spaß und Spiel und verstehen noch nicht warum eine bestimmte Übung zu langfristigem Erfolg führt.
Natürlich gibt es solche Monster Kinder wie mich hier auf diesem Video: hier klicken! Ich habe seit dem 4. Lebensjahr jeden Tag fleißig mit meiner Mama geübt bis das Jugendamt kam. Aber niemand konnte mich stoppen. Sogar meine Eltern meinten, „Ruh dich doch mal aus, geh spielen!“. Meine Musiklehrer waren halt interessanter als meine Freundinnen. Solltest Du ein Workaholic-Kind besitzen, bitte gehe sicher, dass der Gesangslehrer/die Gesangslehrerin auch wirklich singen kann! Kann sie/er über ein Orchester singen? Hat sie/er an einer sehr guten Musikhochschule studiert? Hauptrollen gesungen? – und hat sie/er auch Lust zum Unterrichten? Das sind sehr wichtige Fragen, die alle mit ja beantwortet werden müssen. Als Teenagerin haben wir viel Geld und Zeit verloren, weil ich eine Lehrerin hatte die unglaublich charismatisch war aber selber nicht singen konnte. Sie hat sich selbst als Expertin für Kinderstimmen ausgegeben, weil sie einfach unterrichtet hat. Mit 18 Jahren meinte der Arzt, ich könne nie wieder Sängerin werden. Zum Glück hat meine Professorin in München mich wieder retten können. Musikalität habe ich bei dem Querflötist Michael Bardeli gelernt, er spielte bei der Staatsoper Hamburg. So ein Kaliber sollten Sie anstreben, wenn Dein Kind wirklich Musiker werden will.
Doch zurück zum Normalfall: Ein Kind, das musikalisch gefördert werden will und sein Leben lang in tollen Chören singen möchte oder als Student in einer coolen Band singen mag: Zwinge das Kind niemals Dinge zu tun, die es nicht will. Und noch wichtiger: Es soll sich frei bewegen dürfen. Vielleicht möchte es sich drehen, dazu tanzen oder sogar malen. Indem Fall habe ich einige Tipps:
Man sollte bei Kinderstimmen vorsichtig sein nicht zu schwere Stücke zu wählen. Mit schwer meine ich nicht unbedingt musikalisch kompliziert sondern beziehe mich auf das Stimmfach. Kinder sollten also dramatische Stücke vermeiden. Die Stimme darf niemals überfordert werden und hinterher wehtun.
Und noch viel Wichtiger: Es sollten ihre Lieblingsstücke sein! Nur bei tollen Stücken kann das Kind eine gute Atemtechnik umsetzen und schön klingen. Bei Erwachsenen ist es nicht viel anders: Versuche Dich zu etwas zu zwingen, auf das Du überhaupt keine Lust hast. Der Körper wird rebellieren und die Atmung wird flach. All dies wirkt sich stark auf die Gesangstechnik aus.
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